Grace Hopper und ihr Einfluss auf die IT-Branche (2024)

Die IT-Branche wird von Männern dominiert. Aber Frauen haben dort einige der wichtigsten Fortschritte erzielt. Bestes Beispiel ist Grace Hopper, Erfinderin von verständlichen Programmiersprachen.

Die Mathematikerin und Physikerin ermutigte ihre Kollegen, Mitarbeiter und Studenten stets dazu, um die Ecke zu denken und so neue Möglichkeiten und Fähigkeiten von Computern zu entdecken. Obwohl sie bereits vor fast 40 Jahren starb, beeinflusst ihre Arbeit noch heute direkt die IT-Welt.

"Einfach machen!"

Grace Hopper war immer dafür bekannt, das Potential von Computern vor anderen zu erkennen und dann zu versuchen dieses Potential umzusetzen – oft ohne Auftrag oder Befehl.

Einfach machen! Dann wenn jemand kommt und sagt ‚Solltest du das tun?‘ sagst du ‚Oh je, ich wusste nicht, dass ich das nicht tun sollte.' Ganz oft ist es einfacher um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis.

„Einfach machen“ – das ist das Lebensmotto dieser Frau. Grace Murray Hopper wurde Ende 1906 in New York geboren. Schon früh interessierte sie sich für Technik. Als Kind nahm sie einmal alle Wecker in ihrem Elternhaus auseinander, um zu verstehen, wie sie funktionierten.

Dass sie 1934 an der renommierten Universität Yale in Mathematik promovierte, war damals nicht nur für Frauen sehr selten, sondern auch für Männer: In den drei Jahren nach ihr, gab es in Yale nur sieben weitere Promotionen in Mathematik.

Während des Zweiten Weltkriegs trat sie in die Marine ein

Zunächst lehrte Grace Hopper Mathematik als Associate Professor im Bundesstaat New York. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, versuchte sie sich für die Marinereserve, die US Navy Reserve, zu verpflichten. Ende 1943 wurde sie eingeschworen. Der Beginn ihrer mehr als 42-jährigen Marinekarriere.

Grace Hopper arbeitete mit einem der ersten Computer überhaupt

Nach ihrer Grundausbildung wurde Hopper ins Bureau of Ships der Navy an der Harvard University versetzt. Dort traf sie auf ihren kommandierenden Offizier, Howard H. Aiken, der zusammen mit der Firma IBM einen der ersten Computer überhaupt entwickelte – den Harvard Mark I. Für Grace Hopper war es Liebe auf den ersten Blick. Der mehr als 15 Meter lange Mark I blieb ihr ganzes weiteres Leben ihr Lieblingscomputer.

Grace Hopper und ihr Einfluss auf die IT-Branche (1)

Mit dem Mark I – und später auch mit dem Mark II und Mark III – führte sie Berechnungen für die Navy durch, etwa in welchem Winkel eine Kanone feuern müsste, um ein Ziel in einer gewissen Entfernung zu treffen. Der Mark I wurde auch für Berechnungen zu der Druckwelle der Hiroshima-Atombombe eingesetzt.

In dieser Zeit fand sie auch den ersten „Bug“ in einem Computerprogramm: Und zwar eine Motte, die in eines der vielen tausenden elektromechanischen Relais flog und damit den ganzen Computer lahmlegte. Das englische Wort „Bug“ für Käfer oder Insekt, hat sich bis heute als Begriff für einen Fehler in einem Computerprogramm gehalten.

Grace Hopper entwickelte die erste verständlichere Programmiersprache

Grace Hopper hat es aber von Anfang an geärgert, dass es so kompliziert war, Computer zu programmieren. Es gab keine Programmiersprachen, wie wir sie heute kennen, sondern nur abstrakten Maschinencode. Ein Beispiel beim ersten in Serie gefertigten Computer, dem Univac: Die Programmzeile B + C = A in Maschinencode übersetzt lautet:

„00 SO 03 SI 07 52“

Dieser Code war damals eine große Fehlerquelle. Hopper hatte deshalb die Idee, ein Programm zu entwickeln, das Befehle, die aus englischen Wörtern bestanden, in Maschinencode umwandeln sollte. Von ihren Kollegen und Vorgesetzten wurde sie für verrückt erklärt, doch sie ließ sich nicht abbringen.

Wahrscheinlich der gefährlichste Satz, wenn es um Computer geht, ist: Aber das haben wir immer schon so gemacht.

Immer auf der Suche nach neuen, effizienteren Arbeitsabläufen entwickelte sie dann 1952 die erste Programmiersprache und nannte sie Flowmatic.

Daraus entwickelte sich später Cobol, eine heute noch eingesetzte Sprache. B + C = A konnte nun mit verständlichen Begriffen programmiert werden:

„ADD b TO c GIVING a“

Addiere B zu C um A zu bekommen.

Grace Hopper und ihr Einfluss auf die IT-Branche (2)

Grace Hopper wurde aufgefordert in den Ruhestand zu gehen, aber kurz danach wieder zurück in die Navy gebeten

1966 bekam Grace Hopper einen Brief von der Navy.

Im ersten Absatz stand, dass ich 23 Jahre in der Marinereserve gedient habe, das seien mehr als 20. Das wusste ich bereits. Im zweiten stand, dass ich 60 Jahre alt war. Auch das wusste ich. Im dritten Absatz wurde ich aufgefordert meinen Ruhestand zu beantragen.

Gerne hätte sie länger gedient. Und bereits sechs Monate später wurde ihr dieser Wunsch erfüllt. Auf den Computern der Navy wurden damals viele verschiedene Programmiersprachen verwendet. Hopper sollte Ordnung in das daraus entstandene Chaos bringen. Sie wurde zunächst für sechs Monate aus dem Ruhestand geholt. 1983, 17 Jahre später, war sie immer noch im Dienst und sagte, dass das die längsten sechs Monate ihres Lebens gewesen waren. Am Ende wurden es 19 Jahre.

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Grace Hopper erreichte als sechste Frau den Rang eines Admirals

Hopper beendete ihre Karriere bei der Marinereserve 1985 im Alter von 79 Jahren als Rear Admiral lower half, dem ersten der fünf Admirals-Ränge der US Navy. Sie war damit die sechste Frau, die in den USA den Rang eines Admirals erreichte.

Grace Hopper und ihr Einfluss auf die IT-Branche (4)

Grace Hopper, Amazing Grace wie sie von ihren Kollegen und Mitarbeitern genannt wurde, starb 1992 im Alter von 85 Jahren. Sie wurde mit allen militärischen Ehren auf dem Nationalfriedhof Arlington in Virginia beigesetzt.

Als Visionärin wusste sie immer schon um das Potential von Computern, und dass sie uns eines Tages im Alltag begleiten würden. Bereits in den 80ern war ihr klar, zu was Computer fähig sind.

Wir sind erst am Anfang. Es geht gerade erst los.

Aktuell ist der Frauenanteil in der Informatik gering

Der Frauenanteil bei Informatik Studienanfänger*innen liegt heutzutage nur bei 20 bis 25 Prozent. Und nicht selten geben berufstätige Programmiererinnen oder Administratorinnen ihren Beruf auf, weil sie sich in ihrer toxisch maskulinen Umgebung unwohl fühlen.

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